Der heilige Dominikus, unser Ordensgründer, wurde um 1170 als Domingo de Guzmán in Caleruega in Spanien geboren.
Er wurde zum geistlichen Stand bestimmt und mit etwa 23 Jahren in das Domkapitel von Osma berufen; so wurde er Augustiner-Chorherr. Als solcher begleitete er um 1203 Bischof Diego von Osma in einer diplomatischen Mission nach Nordeuropa. Auf dieser Reise begegneten die beiden Spanier der geistlichen Not der Menschen in Südfrankreich, wo sich die Irrlehre der Katharer weit verbreitet hatte. Viele Gläubige waren Opfer dieser rigoristischen, welt- und leibverachtenden Lehre geworden und hatten daraufhin der Kirche den Rücken gekehrt.
Dies erschütterte Dominikus und Diego so sehr, dass in ihnen der Wunsch entbrannte, diese Menschen wieder zu Gott und in die Kirche zurück zu führen. Darum begannen sie noch auf der Reise den Katharern das Evangelium zu predigen – nach dem Vorbild der Apostel: arm, zu Fuß und den Lebensunterhalt erbettelnd –, was zur Bekehrung einzelner Menschen führte. Schließlich gab Dominikus sein beschauliches Leben im Chorherrenstift von Osma auf und sammelte Priester um sich, um mit ihnen als Missionare unter den Katharern zu predigen. Damit entstand der Predigerorden. Zuvor schon gründete er auch ein Frauenkloster, in dem die Schwestern den Predigtdienst der Männer durch ihr Gebet unterstützten und sich der Mädchenbildung widmeten.
Getreu dieser dominikanischen
Tradition war das Thema Bildung auch für unsere Gemeinschaft lange Zeit ein Hauptanliegen, was sich in der Gründung verschiedener Schulen und der Lehrerinnenbildungsanstalt ausdrückte. Schon früh
erkannten wir die Zeichen der Zeit und gaben Anfang der achtziger Jahre das von uns gegründete St.-Thomas-Gymnasium in die Trägerschaft des Schulwerkes des Bistums Augsburg. Nach wie vor arbeiten
Schwestern in der Schule und die Verbundenheit zwischen Kloster und Schule ist sehr groß. Auch über das St.-Thomas-Gymnasium hinaus liegt uns Bildung, vor allem religiöse Bildung, immer noch sehr
am Herzen.
Dominikus hatte die Not der Menschen seiner Zeit als Anruf Jesu verstanden: „Fahr hinaus!“ Und so war er aufgebrochen, um neue, im Blick auf die damalige Ordenstradition revolutionäre Wege zu
gehen. Die sogenannten Predigerbrüder sollten nicht wie die Mönche bisher an einem Ort verharren und ein rein beschauliches Leben führen, sondern hinausgehen zu den Menschen, die der Kirche
verlorengegangen waren. Dabei verstand Dominikus Mission nicht nur als äußeres Tun, sondern zunächst als ein inneres Ringen um die Menschen im Gebet, aus dem dann als logische Konsequenz der
missionarische Einsatz hervorging. Von Dominikus selbst ist überliefert, dass er Nächte hindurch gebetet und unter Tränen um das Heil der Seelen gerungen habe: „Mein Gott, was wird aus den
Sündern?“ habe er unablässig gerufen. Am Tag sei er den Verirrten nachgegangen, um sie durch die Predigt von der Wahrheit des Evangeliums zu überzeugen.
1216 wurde der Orden der Predigerbrüder, wie die Dominikaner eigentlich heißen, vom Papst bestätigt, nur fünf Jahre vor dem Tod des hl. Dominikus.
Auf die Weise, wie der hl. Dominikus es uns vorgelebt hat, will auch unsere Gemeinschaft missionarisch sein: Das tägliche Gebet ist der Ort unseres inneren Ringens um das Heil der Menschen, die
uns anvertraut sind, seien es Schüler, Besucher oder Pfarreimitglieder. Die seelsorgerliche Tätigkeit, wo immer sie uns möglich ist, d. h. konkret die Hinführung der Menschen zum Gebet und zu den
Sakramenten sowie die Erschließung der Heiligen Schrift, ist die Weise unseres äußeren Ringens um sie.